17 Februar, 2007

spielzeug deluxe und wackelnde mädchen

der zufall namens tjane trieb mich gestern zur semesterendausstellung der studierenden der universität der künste. den grummel noch fest in meinen haaren verklettet, betrat ich das gebäude und stieg die treppen hinauf. meinen ersten blick gewann ein weisser luftballon von einem meter durchmesser, der mit vier schnüren an einer weissen kugel, etwas größer als ein kopf, befestigt war. stellt euch einen heissluftballon vor, dann habt ihr das prinzop: oben schwebt was großes, unten hängt was kleineres dran. dann sah ich wie ein professor sich die untere kugel auf den kopf setzte, die arme unsicher vor sich streckte (denn die kugel hatte unten eine öffnung und passte über den ganzen kopf) und anfing, sich vorsichtig durch den raum zu tasten. das geheimnis an dieser überaus skurril anmutenden sache: an dem oberen, schwebenden heliumballon ist eine kamera befestigt, die nach unten auf die oberseite der weissen kugel filmt. die perspektive von oben auf den menschen, der mit kugelhelm und heliumballon durch den raum tapst, wird innen im helm auf einen kleinen bildschirm direkt vor den augen projiziert, so dass man seine orientierung nicht wie sonst durch 360 grad rundumsicht hat (oder 180 oder wieviel auch immer), sondern sich nur durch die vogelperspektive im raum sieht. gute sache, sehr spaßig.

weiterhin gab es in der ausstellung: einen tisch, der geräusche macht, wenn man auf verschiedene stellen der tischplatte drückt (es klingelt, pingt, klopft und rasselt aus den schubladen), es gab ein minigolfspiel, das man im dunkeln spielen kann und wo das loch, wo man den ball normalerweise versenkt, sich in einer schwarzen, herumfahrenden basis befand, die mit leuchtdioden ausgestattet war. also schön zielen - und dann ist das ding schon wieder weg.

ausserdem gab es eine lesung/vorführung/konzert, wo einmal wieder die grenzen der belastbarkeit eines publikums getestet wurden: ein mann mittleren alters, so vielleicht sechzig oder so, machte musik. erst tanzte er ein wenig eurythmie, während er einen sanctum aus dem 13. jahrhundert zum besten gab, danach spielte er sehr lange stücke auf seinem cello und begleitete sich selbst mit gesang. obwohl dies nicht einfach ist und dem mann schon deswegen respekt gezollt werden muss, dass dies seine offensichtliche leidenschaft ist und nicht viele menschen ob selbiger wissen und sie auch noch ausleben, war es ein sehr anstrengendes konzert.

dann wiederum habe ich während des konzerts den grummel abgegeben, an eine schwarz gekleidete schnitte, die bei der präsentation ihrer illustrationen zu gedichten eichendorffs herumwackelte. kennt ihr das - mädchen, die wackeln? die so von einem bein auf das andere und wieder zurück und schulter vor, an die haare gefass, am schmuck rumgetüdel, augenbrauen hochzieh: "ich bin die saskia. und ich hab mir die gedichte unter dem aspekt reisen angeguckt und hab dafür auch eine reise gemacht..."

abgegeben habe ich dieses bescheuerte tier aus lauter herzlichem respekt vor dem geist des menschen, den die grenzen der menschlichen stimme genauso interessieren wie ein tisch, der geräusche machen kann. auch saskias illustrationen von autobahnschildern waren excellent, keine frage. und so subsumiere ich: viva el alma del hombre. und wenn man doch einmal weinen möchte, so schaue man sich benjamin gigeau (?)'s film "die flügel des schmetterlings" auf

www.imagique.net

an.
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16 Februar, 2007

der grummel

der grummel ist ein seltsames, graues tier. es wohnt gern in deutschland, bevorzugt in häusern, die auch grau sind. es macht sommerschlaf und wohnt unter möbeln, am liebsten dort, wo es dunkel ist. es isst staub und böse gedanken. manchmal, wenn es besonders gute laune hat, kommt es schon nachts aus seinem versteck, setzt sich auf die brust eines menschen und flüstert kleine, graue dinge in das schlafende ohr. der mensch, o wunder, traumbearbeitet diese helldunklen, niederträchtigen sachen in aller unschuld. und wacht morgens auf, blass und elend. und kann sich erinnern: an das entsetzen im traum. an die lieben menschen, die keine sind, im traum. und ist verwirrt und böse.

den grummel begeistert das: endlich essen. er geht ans werk, setzt sich ungesehen und flink auf den kopf des vollkommen desillusionierten morgenmenschen und schaufelt haufenweise ärger in sich hinein. lecker, enttäuschung. oh - hass, fantastisch! geht runter wie öl. während ihm kaffeeduft um die plattnase streicht, schmarotzt der grummel weiter. der mensch zieht sich aus, ein nachthemd streicht am fell des grauchens vorbei. ein kälteschauer erschüttert den wirt, der grummel nährt sich noch immer. erst als die ersten duschtropfen hinter seinen großen ohren auftreffen, springt er ab, nicht ohne den vorsatz, den menschen später noch einmal zu besuchen.
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