06 August, 2010

regen


vor dem fenster geht seit stunden eintöniger regen. das ist nicht richtig, eigentlich ist er vieltönig. er trifft mit verschiedener kraft auf verschieden hohe blätter im walnussbaum, auf den balkon und auf den betonboden des innenhofs. der aufschlag der tropfen auf den blättern ist so regelmäßig, dass das geräusch ein langer, immerwährender regenakkord scheint. nur das platschen einzelner wasserstrahle auf den beton durchbricht die regenwand. auf ebenso gefährliche wie beruhigende weise ist das geräusch hypnotisierend.

die frau sitzt in ihrer wohnung, die fenster zum hof offen. sie lauscht dem rauschen und fühlt sich geborgen. ihre wohnung ist so herrlich trocken und draußen strömt es. sie denkt an reisen, in denen sie in ähnlichem regen wanderungen gemacht hat. erst mit regenkleidung. dann, als sie feststellte, dass eine regenhose niemals eine wohnung ersetzt, ohne schutz. der regen tropfte ihr damals auf den kopf, den hals hinunter, ins tuch, ins tshirt. sie durchlief pfützen mit ihren wanderstiefeln, das wasser, braun und neu, klatschte an ihre waden unter der hose. feuchtigkeit sog sich von unten an ihr hoch und nässe lief von oben an ihr herunter. wenn sie nur lange genug lief, würden sie sich sicherlich die hand geben, diese zwei wassergeschwister.
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08 Juli, 2010

die innenhofsymphonie, teil 2


vor einiger zeit schrieb ich einen post über die herrlichen geräusche, die mein innenhof von sich gibt. dies war zu den guten alten zeiten, als in meinem innenhof menschen lebten, die rücksichtsvoll waren und ihre fenster schlossen, wenn sie musik hörten. die bar aus dem erdgeschoss bot kein essen an. ich erinnere mich, dass an dem tag, an dem ich postete, ein streichquartett musizierte. ich war fasziniert.

heute (as in "heutzutage") ist die situation eine andere. da ich zur zeit von zu hause aus arbeite (übersetzungen, korrekturen etc) sitze ich jeden tag lang an meinem schreibtisch. dieser steht neben meiner offenen balkontür. neben den alltäglichen geräuschen von abwaschen und staubsaugen (in meinem haus wird erstaunlich viel staubgesaugt) gibt es eine musikquelle, die spanisch ist. ich bin völlig für spanische musik. sie ist anregend und macht spaß.
die spanische musik ist auch um ein tausendfaches besser als die schlager, die die komischen menschen aus dem erdgeschoss des nachbarhauses manchmal anmachen.

die bar aus dem erdgeschoss hat jetzt eine neue besitzerin. diese bestimmte, es gäbe jetzt in der bar auch warmes essen. natürlich geht die küche der bar nach hinten raus, also in den innenhof. ich habe bis jetzt noch kein abluftsystem entdecken können. es riecht jeden tag nach gebratenem fleisch, gebratenen kartoffeln und gebratenen eiern. das ist weniger schlimm als das schnitzelklopfen.

niemals hätte ich gedacht, dass ich mich mal mit dem thema "schnitzelklopfen" literarisch auseinandersetzen müsste. aber muss ick. denn: JEDEN tag kommen irgendwelche asi-idioten in die bar und wollen für billig geld schnitzel essen. dann geht der koch in die küche und fängt an, schnitzel zu plätten. man möchte meinen, ein paar schläge wären genug, aber nein - DIESE schnitzel wollen hauchzart geschlagen werden. wahre plattnerkarrieren finden vor meinen ohren dort unten in der küche statt. kein scheiß. jedes
schnitzel: mindestens 30 schläge. VIELE asis kommen täglich in diese bar. es ist ein klopfkonzert und nervt. dann wiederum - was soll ich machen? hingehen und sagen: "ey, ihr klopft zu laut und es stinkt?" schlagen die dann leiser? bauen sie eine abluftanlage ein? eben.



apropos klopfkonzert: mein haus, das nachbarhaus und die umgebung haben ein faible für alles, was hämmert, schraubt, fräst, sägt, nagelt, wummert und ansonsten baulärm machen kann. ich verstehe nicht: ich stehe jeden tag nur auf und das schlimmste, was ich an lärm mache, ist musik. aus anderen wohnungen ertönen geräusche, das man denkt: kernsanierung.




dann gibt es die frau, die neu mit ihrem freund zusammen ist und täglich nach der arbeit orgasmiert. es gibt die haareföhner, die fenster- aneinanderklappernlasser, die doofen, die auf dem balkon telefonieren (ich - mein empfang ist so shit), die ewig quälend miauende katze...












das quakende baby und zwei bis drei menschen, die sich ständig und laut irgendwo asistreiten. die duschen und klospülungen. oh und natürlich die flaschen, die täglich en masse (die bar) in die flaschencontainer geschmissen werden. die mülleimer, die über türschwellen gezogen werden.
















ich als chronist dieser unserer zeit muss nun abschließend sagen: früher war alles besser. nur: stimmt gar nicht. zille schrieb schon vor einem jahrhundert über die jenau selben zustände und malte dazu großartige bilder.

von daher hör ich jetzt einfach mit meiner lautlosen litanei auf, setze mich mit zen-artiger gelassenheit auf den balkon und höre einfach weg.


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24 April, 2010

bildungsauftrag

die schlimmste sorte blogger ist die, die profanes und persönliches im internet verbreitet und sich nicht an der aufklärung der menschheit beteiligt. dies teilte mir der moderator von kulturzeit vor ein paar tagen in seiner anmoderation zur re:publica, der bloggermesse, auf der ich nicht war, mit. ein anständiger blogger, so hieß es, berichtet über (welt-)politische ereignisse, im besten fall eigens recherchierte, heimlich (mit den neuesten digitalen gadgets) dokumentierte und per vernetzung sofort öffentlich gemachte umstände.

der fakt, dass ich die re:publica nicht besucht habe, keinen der blogs lese, die bahnbrechende news als erste herausbringe und nur ein mittelmaß an interesse gegenüber neuesten digitalen gadgets aufbringe, deutet wohl darauf hin, dass ich ein persönlich-profanes mitglied der blogger community bin. anstatt dass ich jedoch vor scham zu staub zerfalle oder mich der verachtung der kulturzeitredaktion beuge, deute ich darauf hin, dass politik einfach nicht meins ist, comics aber schon. und weil meine recherche mich vielerwegs führt, nur nicht nach intellektobloggistan, möchte ich eine ganz besondere kulturempfehlung aussprechen.

heute abend stieß ich auf bastien vivès, einen jungen, französischen illustrator und comiczeichner. sein werk kann unter http://bastienvives.blogspot.com/ bestaunt werden. die übersetzung zu seinem preisgekrönten buch "der geschmack von chlor" wird im sommer auf reprodukt erscheinen.
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01 Februar, 2010

ich weiß nicht (ob es liebe ist)...

...aber spaß macht's schon 'ne weile. ein internetriesendankeschön an herrn bastian g. aus hamburg, der mir netterweise seine eos 350d überließ, selbstverständlich nur unter der prämisse, dass ich damit gut fotografiere. ob dem so ist, kann man hier sehen. habe flickr endlich aktualisiert.

weil fotografie aber natürlich nicht alles ist, hier noch ein paar kanada-trivia:

mädchen in deutschland machen sich die haare zerzaust am hinterkopf fest und haben dazu 'nen seitenscheitel oder pony. mädchen in kanada machen sich ihre haare ganz oben auf dem kopf zusammen und haben ihren pony dazu in einer kleinen tolle festgesteckt. entzückend.

menschen in kanada haben ein akutes winter-frisurproblem. es ist nämlich tatsächlich so kalt, dass man mützen tragen MUSS: im öffentlichen nahverkehr kann man deswegen plattgedrückte haarpartien, elektrisierte strähnen und seltsam bloßgelegte kopfhaut bestaunen.

menschen in kanada essen sehr gern sehr gut (foie gras - gänsestopfleber?, houmard - hummer etc) oder sehr schlecht (poutine - pommes mit geschmolzenem käse und brauner soße. obendrauf). ih bäh.

menschen in kanada lächeln sich verschämt an, wenn sie es geschafft haben, eine besonders rutschige stelle auf dem bürgersteig ohne sturz zu überqueren. herzerwärmend.

französisch in québec ist voller "ts", "ds" und einem haufen diphtonge, wo im französischen französisch nie welche sind: "la meme chose" wird zu "la meym chouse". gefällt mir.

"was ist heute für ein wetter?" hat in kanada eine völlig andere bedeutung als unser deutsches wetter-gequassel. in einem land, in dem es schneeräumzüge gibt, die hauseingänge und garagen gegen eingeschneitwerden überdacht sind und man sich manchmal vor lauter kälte fragt, wie man eigentlich atmen soll, kann es fatal sein, sich falsch anzuziehen. sprichwörtlich.

skilaufen geht in kanada richtig gut, sogar in der stadt. deswegen sieht man auch ständig menschen in langlaufschuhen und mit langen beuteln in der hand, in denen ihre skier sind. man darf die skier auch mit in den bus nehmen, allerdings nur, wenn sie im beutel sind. praktisch.
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25 Januar, 2010

zeitverschiebung





funny how at that time when have conquered that jetlag and you can stay up until 06:15 your time without sleeping, it's almost time to go back. this post is for christian b, a fond reader of this blog and friend for as long as world turns its sleepy turns. i would like to write a really snazzy sentence in quebecois french now, something including the words "câlice", "tabarnak" and "ostie", as this, i was told repeatedly, are the most horrible swear words in quebecois french. they mean "chalice", "tabernacle" and "host". yes. that's how scary they are here. anyway. i went to montreal this weekend. walking the streets on saturday, recovering from a hangover d'ostie, i took some pics. maybe christian likes them.
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20 Januar, 2010

Tracker M on the job in Québec

Welcome to the world of snow! Today was a day spent by the frozen St-Charles-River. I went exploring, cunning little tracker that I am...
Always keep a sharp eye out for the local fauna! Find their tracks in the snow and follow them, with a keen nose and silent feet.

Look! This track on the right is called "selbstgemachte Skilanglaufloipe". It is an extremely rare track made by a species you hardly EVER see in European frozen river valleys. Point is, there are very few European frozen river valleys. Anyway. As this particular species cleverly dresses in different skins, it is impossible to say which colour it has. Whereas they can vary colourwise, they do only come in one shape. Well, two. Male and female, as is common in the world of animals. Being a responsible and well-seasoned tracker I checked out my surroundings carefully and...
...found this most amAZING track! As all animals are prone to changing their pace in movement from time to time, this is an EXCELLENT example of the fast pace our species demonstrates. Our bird, if we want to call it that, has exceptionally long feet with which it can slide through the snow. Attached to its arms are sticks that it puts into the ground to push itself forwards with even greater speed. I couldn't BELIEVE my eyes when all of a sudden I heard a creaking noise from the river - I had actually spotted one!!!

A black one! Male!!! At the peak of its fertility! It passed me in long swishes without noticing my existence. Happy to have witnessed such rare beauty I went home and wrote this little scientific journal.
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musee de la civisilation

today i went to the very recommendable musee de la civilisation. amongst other things i enjoyed an exhibition on human thinking, photos from abused children all around the world (unicef put a show on) and an exhibition of the indigenous people of this big country (i was really fascinated by the igloo). here a few impressions:

thinking humans, of course.

in the bathroom. i was fascinated by the fact that you could buy packs of women.
on the way back home...
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19 Januar, 2010

18 Januar, 2010

C to the Anada, b**ch!






Just a few impressions for you to enjoy until I write a real post. Canada is great, cold, snowy and beautiful. On the weekend we went to a chalet close to the Massif du Sud. More later... Oh. The header of this post is a quote directly from the honourable works of Jon Lajoie, a local comedian. :)
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02 Januar, 2010

tonight in berlin


first of january. setting my hopes firmly in 2010, i went out and found a different city. time, it seems, has moved backwards once again. i should add that i didn't retouch the colouring of the pics. the photos were taken in viktoriapark in kreuzberg at about 12pm, at which time there were still people sledding, taking their dogs and snowboards out and having fun. snow. what a great invention.
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