06 August, 2010

regen


vor dem fenster geht seit stunden eintöniger regen. das ist nicht richtig, eigentlich ist er vieltönig. er trifft mit verschiedener kraft auf verschieden hohe blätter im walnussbaum, auf den balkon und auf den betonboden des innenhofs. der aufschlag der tropfen auf den blättern ist so regelmäßig, dass das geräusch ein langer, immerwährender regenakkord scheint. nur das platschen einzelner wasserstrahle auf den beton durchbricht die regenwand. auf ebenso gefährliche wie beruhigende weise ist das geräusch hypnotisierend.

die frau sitzt in ihrer wohnung, die fenster zum hof offen. sie lauscht dem rauschen und fühlt sich geborgen. ihre wohnung ist so herrlich trocken und draußen strömt es. sie denkt an reisen, in denen sie in ähnlichem regen wanderungen gemacht hat. erst mit regenkleidung. dann, als sie feststellte, dass eine regenhose niemals eine wohnung ersetzt, ohne schutz. der regen tropfte ihr damals auf den kopf, den hals hinunter, ins tuch, ins tshirt. sie durchlief pfützen mit ihren wanderstiefeln, das wasser, braun und neu, klatschte an ihre waden unter der hose. feuchtigkeit sog sich von unten an ihr hoch und nässe lief von oben an ihr herunter. wenn sie nur lange genug lief, würden sie sich sicherlich die hand geben, diese zwei wassergeschwister.
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